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Garmin inReach Mini im Test

10. May 2019
ca. 8 Minuten

Ein Notfall-Tracker im Weltreisegepäck. Dies sind meine Erfahrungen!

Nach meinem Langzeittest mit meiner Alpina Sonnenbrille möchte ich nun etwas zu einem weiteren Stück Ausrüstung auf der Weltreise schreiben. Das Garmin inReach Mini ist ein Satellitenkommunikationsgerät, das überall auf der Welt (unter freiem Himmel) Empfang hat und somit auch ohne Mobilfunknetz auskommt.

Einsatzzweck

Wofür braucht man ein Satellitenkommunikationsgerät? Das ist sicher die erste Frage die einem durch den Kopf schießt, wenn man von seiner Weltreiseausrüstung spricht. Wie eingangs erwähnt funktioniert das Gerät weltweit ohne Mobilfunktnetz. Rückblickend kann ich schreiben, dass wir in Bolivien, Patagonien, Neuseeland und Australien Landstriche mit dem Auto oder zu Fuß durchquert haben, in denen es weit und breit keinen Handyempfang gab und auch der nächste Mensch nicht so leicht aufzutreiben war. Sollte sich in so einem Fall irgendein Notfall ereignen, dann kann man mit dem Gerät immer jemanden erreichen. Das hört sich natürlich nach einer Extremsituation an, aber genau wie eine Versicherung hat man dann so ein Gerät für den Fall der Fälle. Wie auch bei Versicherungen kann man über den Nutzen streiten, ich würde daher das Garmin inReach Mini daher als Luxusgut bezeichnen, da es auch einen Vertrag benötigt und somit stetige Kosten verursacht (wie eine Versicherung). Dazu aber später mehr.

Funktionsübersicht

Zunächst einmal besitzt das Garmin inReach Mini einen nicht zu übersehenden SOS-Knopf, der sicher geschützt unter eine Kappe versteckt ist, so dass man ihn definitiv nicht unabsichtlich betätigen kann. Wird der SOS-Knopf (für mehrere Sekunden) gedrückt, dann wird eine Notfallbenachrichtigungskette ausgelöst. Der aktuelle Standort wird an die GEOS-Zentrale geschickt, die daraufhin versuchen wird, sich mit dem Sender in Verbindung zu setzen, denn das besondere an dem kleinen Gerät ist, dass es auch Textnachrichten empfangen kann. Da ich das ganze Prozedere zum Glück noch nicht testen musste, kann ich nur den theoretischen Ablauf wiedergeben. Am Ende sollte beim Sender des SOS Hilfe auftauchen.

Zusätzlich kann der 100 Gramm kleine Winzling Textnachrichten in Form von Mail oder SMS verschicken und auf diesem Weg Antworten bekommen. Für das Senden von Nachrichten stehen mehrere Möglichkeiten offen, die unterschiedliche Kosten nach sich ziehen: Nachrichtenvorlagen und Freitextnachrichten.

GPS-Standort mit Höhenanzeige

Weiterhin kann das Gerät für das Tracking von Routen genutzt werden, d.h. in einem bestimmten Intervall zeichnet das Gerät die Position auf und schickt diese über Satellit weg, um den Streckenverlauf für andere oder nur sich selbst nachvollziehbar zu machen. Ebenso kann man Routen auf das Gerät laden, um sie per GPS abzulaufen.

Zu guter Letzt kann das Gerät noch den Wetterbericht für den Standort abrufen. Das kann auf einer Wandertour ohne Internet schon sehr praktisch sein, wenn man sich darauf einstellen kann, dass es bald anfangen wird zu regnen.

Wetterbericht an jedem Ort der Welt - ohne Internetverbindung

Nachrichtenvorlagen

Kommen wir zu den Nachrichtenvorlagen, die meiner Meinung nach tatsächlich stark unterschätzt werden bzw. man glaubt zunächst nicht, dass man damit auskommt. Man kann genau drei Nachrichtenvorlagen erstellen, die einen beliebigen Text und beliebige Empfänger enthalten. Diese können ausschließlich online konfiguriert werden, damit sie dann auf dem Gerät zum Schnellversand zur Verfügung stehen. Diese drei Nachrichten können beliebig oft verschickt werden, kostenlos. Diese sind in jedem Tarif immer enthalten. Diese Nachrichtenvorlagen können auch einen sogenannten MapShare-Link enthalten, auf dem eine Karte mit der zugehörigen Positionen verlinkt ist.

Konfiguration der Nachrichtenvorlagen

Freitextnachrichten

Für eine flexible Textkommunikation stehen Freitextnachrichten zur Verfügung. Hier kann man online auch beliebige Templates anlegen, um sich auf jede erdenkliche Kommunikation vorzubereiten. Alternativ gibt man einen beliebigen Text am Gerät Buchstabe für Buchstabe über die Hoch/Runter-Taste ein. Das kann nervig werden, daher nimmt man lieber ein per Bluetooth gekoppeltes Smartphone und kann nun problemlos beliebige Texte tippen und per Satellit verschicken.

Zweiwegekommunikation

Wie bei den Nachrichtentypen geschrieben enthalten eMails einen Link zur inReach-Plattform, die auch den Standort des Senders (sobald MapShare aktiviert ist). Jeder der Empfänger kann auf diesen Link klicken und kann darüber auch auf diese Nachricht antworten. Das Garmin empfängt diese Nachricht dann über Satellit, wenn es das nächste Mal nach neuen Nachrichten sucht.

Kartenanzeige und Antwortfunktion auf der inReach-Weboberfläche

Antworten werden immer dem Empfänger in Rechnung gestellt, d.h. je nach Tarif werden unterschiedliche Kosten fällig.

Kosten

Zunächst einmal fallen die Anschaffungskosten für das Garmin inReach Mini an. Das Gerät ist nicht günstig, alle anderen Zwei-Wege-Satellitenkommunikationsgeräte kosten aber auch nicht weniger, sondern eher mehr. Dazu kommt dann noch der Vertrag zum Betrieb des Geräts. Ohne diesen ist das Gerät leider wertlos. Die SOS-Notfallfunktion setzt tatsächlich ein Abo voraus. An dieser Stelle hätte ich schon erwartet, dass dies auch ohne Abo gehen müsste, schließlich wird GEOS bei Inanspruchnahme der Funktion sicherlich ordentlich zur Kasse bitten. Aber wahrscheinlich will man so vermeiden, dass zuviele Geräte in der Schublade liegen und beliebig die Satellitenkommunikation verstopfen, aber wer weiß das schon.

Bei den Tarifen kann man zwischen dem flexiblen Freedom-Tarif und dem klassischen Jahresvertrag wählen. Der Freedom-Tarif kann nach einem Monat pausiert werden, kostet dafür jährlich eine Grundgebühr von 29,99 € und die Tarife sind im Schnitt 30 Prozent teurer als im Jahresvertrag. Beim Jahresvertrag fällt auch nur einmalig eine Aktivierungsgebühr von 24,99 € an und kann nach den ersten 12 Monaten jederzeit monatlich gekündigt werden.

Ich persönlich habe mich dann für günstigsten, SAFETY genannten Tarif entschieden. Wie zuvor schon erwähnt sind beliebig viele Nachrichtenvorlagen enthalten. Zusätzlich sind pro Monat 10 Freitextnachrichten enthalten. Zu diesen 10 kostenlosen Nachrichten zählen aber auch empfangene Nachrichten, da bei der Satellitenkommunikation der Datenverkehr in beide Richtungen abgerechnet wird. Auch wenn jemand mir auf eine kostenlose Nachrichtenvorlage antwortet, dann wird das auf dieses Nachrichtenkontingent angerechnet. Alles darüber hinaus kostet 0,55 € pro Nachricht. Der nächstteurere Tarif enthält dann unbegrenzte Trackingpunkte, kostet dafür im Monat auch fast 30 €. Die genauen Tarifoptionen findet man direkt bei Garmin.

Satellitenverbindung

Das Thema Satellitenverbindung möchte ich noch erwähnen, da es für mich schon Momente gab, wo es mich einfach nur genervt hat. Macht man das Garmin nach längerer Nichtbenutzung oder nach einem gravierenden Ortswechsel mit vielen hundert Kilometern Entfernung an, dann wird manchmal echt ewig ein GPS-Signal gesucht. In der Zeit hat meine Garmin Vivoactive 3 schon längst einen GPS-Fix, von meinem Telefon ganz zu schweigen.

Im Vergleich dazu scheint die Empfangsleistung für das Iridium-Signal um ein Vielfaches besser zu sein. Während das Gerät noch nach GPS-Satelliten sucht, hat es oft in den unmöglichsten Positionen auf neue Nachrichten geprüft. Das ist wohl der Vorteil der großen Antenne.

Nachrichten mit dem aktuellen Standort werden erst verschickt, wenn ein aktueller GPS-Standort ermittelt wurde. Wechselt man im Menü auf die GPS-Koordinaten, kann es sein, dass nach einiger Zeit Inaktivität das Gerät zurück in Standby geht, ohne das ein GPS-Fix stattgefunden hat und somit ohne ein Nachrichtenversand. Um das zu verhindern gehe ich im GPS-Menü auf “OK” und klicke auf “Standort weitergeben”, welches dann so lange im GPS-Modus verweilt, bis ein Fix da ist. Danach breche ich die Standortweitergabe ab und in der Zwischenzeit wurde meist schon die zuvor initiierte Nachricht mit dem aktuellen Standort verschickt.

Akkulaufzeit

Die Akkulaufzeit ist so ein Thema, wo ich nicht vollständig überzeugt bin. Angeblich bis zu 20 Tage Standby sollen im Modus “langes Tracking” möglich sein. Da ich das Garmin überhaupt nicht zum Tracken nutze, sollte das Gerät eigentlich noch weniger Strom verbrauchen. Es wird nur regelmäßig, jede Stunde, auf neue Nachrichten geprüft. Nach meinen Erkenntnissen sollte in diesem Zeitfenster eine freie Sicht auf den Himmel existieren, damit schnell einer der Iridium-Satelliten gefunden werden kann. Ich habe aber auch bei besten Bedingungen immer einer Akkuverbrauch von etwa 25% pro Tag, was am Ende nur 4 Tage ergibt, also weit weg von den 20 Tagen. Mich würde hier wirklich brennend interessieren, warum das Werbeversprechen nicht eingehalten wird.

Mein Nachrichten-Hack

Nachdem ich mich lange mit der Suche nach dem besten Vertragstarif herumgeschlagen habe und mich letztlich für die günstigste Variante entschieden habe, habe ich mir dann überlegt, wie man das beste aus diesen Nachrichtenvorlagen herausholen kann. Ich hatte für den Blog schon immer eine Weltkarte vorgesehen. Nachdem ich den inReach-Vertrag abgeschlossen hatte, kam mir dann beim Testen der Nachrichtenvorlage die Idee, die Koordinaten der Nachrichtenvorlage zu extrahieren und für den Blog aufzubereiten. Dazu habe ich mit AWS SES eine Mailadresse konfiguriert, die dann durch AWS Lambda eine Funktion zum Extrahieren und Aufbereiten der in der Mail enthaltenen Koordinaten vornimmt und diese dann mittels AWS S3 für den Browser und die Kartenanzeige zur Verfügung stellt. Ich werde zu diesem technischem Gebilde noch eine separate Anleitung verfassen.

Zusammengefasst kann ich mit dieser Lösung völlig automatisiert die Stationen des Garmin inReach Mini auf dem Blog anzeigen und im einfachsten Plan so etwas wie ein Tracking realisieren. Dies ist dann zwar nur manuell ausgelöst, aber zumindest eine praktikable Trackingalternative und besonders aus meiner DevOps-Perspektive eine spannende Verwendung der Amazon Web Services.

Fazit

Ich habe hier darauf verzichtet, jedes Detail des Garmin inReach Mini zu betrachten. Weitere Details können der sehr ausführlichen Review auf dcrainmaker entnommen werden. Ich wollte das Gerät nur aus Sicht eines Weltreisenden betrachten.

Wie schon eingangs erwähnt ist das Gerät eine Versicherung, wo jeder für sich selbst entscheiden muss, ob ihm diese das Geld wert ist. Ich kann auf alle Fälle feststellen, dass das Gerät seinen Zweck der weltweiten Erreichbarkeit erfüllt und darüber hinaus bei mir noch praktischerweise die Weltkarte aktualisiert. Im Fall der Fälle vertraue ich darauf, dass bei der SOS-Funktion auch wirklich Hilfe bei mir ankommt.


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