Nach unserem Besuch von Santiago de Chile stand ein weiteres, berühmtes Ziel auf dem Programm. Zwei Stunden westlich von Santiago liegt die Küstenstadt Valparaíso, mit dem Urlaubsort Viña del Mar zusammen der zweitgrößte Ballungsraum Chiles.
Anreise
Die Anreise haben wir diesmal sehr kostengünstig gewählt indem wir den öffentlichen Bus nahmen. Der Bus ist in Chile Fortbewegungsmittel Nummer 1 und bietet zu wichtigen Zielen eine schnelle und kostengünstige Art des Reisens. Vom zentralen Busterminal Alameda gehen tatsächlich alle 10 Minuten Busse zum zwei Stunden entfernten Ort. Dadurch ist eine Reservierung nicht notwendig. Wir gingen zum Schalter von turbus und hatten fünf Minuten später zwei Tickets für den übernächsten Bus für zusammen 16,84€. Am Bussteig erwartete uns pünktlich der Bus. Das große Gepäck wurde von einem Mitarbeiter mit einer Nummer beklebt und im Laderaum verstaut. Wir erhielten das passende Gegenstück und konnten im bequemen Reisebus platznehmen.
Das Terminal erreichten wir auch relativ problemlos durch die Metrostration Universidad de Santiago. Man musste sich zwar eine aufladbare BIP-Metro-Karte (für zwei Personen eine) kaufen, in der Summe waren es aber auch keine 4€.
In Valparaíso kommt man dann wiederum am zentralen Terminal an. Von dort nahmen wir unser erstes Uber in Chile zum Hotel.
Die Stadt
Valparaíso wurde von der UNESCO aufgrund der Architektur aus dem 19. und 20. Jahrhundert zum Weltkulturerbe ernannt. Die Altstadt ist in der Tat sehr schön anzuschauen, primär aber durch die extrem bunten Häuser. Hier haben Streetart-Künstler ihrer Kreativität freien Lauf gelassen. Entstanden sind diese ursprünglich beim ersten Latin American Graffiti-Mural Festival.
Bei unserem ersten Stadtspaziergang sind wir zuerst bei einem der vielen Plätze herausgekommen. Soweit nichts neues.
Die tatsächlichen Highlights sind aber die vielen Wandmalereien. Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte.
Insgesamt gab es an jeder Ecke andere Motive zu bestaunen. Diese prägten das Stadtbild an den doch oft recht heruntergekommenen Häusern.
Viña del Mar
An einem Tag besuchten wir noch das kleine Miami Viña del Mar. Hier gibt es einen langen Sandstrand und ringsherum Hochhäuser für die mit dem großen Geldbeutel. Der Strand war auch ganz ordentlich, allerdings waren überall rote Fahnen, die darauf hinwiesen, dass beim Baden Lebensgefahr besteht. Es gab auch mehrere Schilder, die auf die gefährliche Strömung hinwiesen.
Zusätzlich bestand aber auch die Gefahr durch riesige Wellen. Sowas sieht man selten an öffentlichen Stadtstränden. Ich würde behaupten die Wellen waren teilweise vier Meter hoch!
An der Strandpromenade mit den Hochhäuser wird auch noch weiterhin fleißig gebaut.
Viña del Mar lässt sich tatsächlich einfach per Bus erreichen. In Valparaíso fahren im Minutentakt Busse. Man braucht allerdings gute Augen, um die passende Busnummer (Google Maps ist hier dein Freund) ausfindig zu machen. Ein beherztes Heranwinken des Busses führt dann zum Erfolg. Knapp 0,75€ kostet eine Fahrt, ein Schnapper!
Erdbebenzone
Chile und generell der westliche Teil von Südamerika ist stark durch Erdbeben geprägt. Westlich der Anden verläuft die Nazca-Platte und das durften wir tatsächlich einen Abend spüren. Ich saß am Rechner, Katrin war unter der Dusche, als plötzlich die Wand hinter mir anfing stark zu wackeln. Man hatte das Gefühl ein Panzer fährt durch das Nachbarzimmer. Da das ganze Spektakel in Wellen ca. 30 Sekunden dauerte war uns dann doch klar, dass es sich um ein Erdbeben handelte.
Schnell angezogen bewegten wir uns in die Lobby, wo die sichtlich überraschte Dame aber auch nur mit den Schultern zuckte. Erdbeben sind schon normal hier, aber diese Intensität war scheinbar doch ungewöhnlich. Sie meinte nur, wir sollten beim nächsten (!) Beben wieder in die Lobby kommen, da sind wir sicher.
Nach der Erfahrung installierten wir uns gleich eine App, die Erdbeben anzeigt. Tatsächlich hatte die offizielle Datenbank schon einen Eintrag für dieses 300km weit entfernte Beben, allerdings mit Stärke 6,7! Trotz der Entfernung war dies so stark zu spüren. Eine unheimliche Erfahrung.
Weiterhin fand ich verlinkt auf der Seite des auswärtigen Amts ein Merkblatt für die Erdbebenvorsorge. Wir wissen nun, dass man in Starkbebengebieten immer sein festes Schuhwerk vor dem Bett haben sollte und daneben noch einen fertig gepackten Rucksack mit Katastrophennotversorgung für 3 Tage! Neben Schlafsack und Taschenlampe gehören da noch 4 Liter Wasser rein. Am Ende wäre das meine komplette Reisetasche …
Am folgenden Tag hat es das Erdbeben auch auf Spiegel Online geschafft. Reißerisch wird von zwei Toten durch das Erdbeben gesprochen. Dass dies aber durch Herzinfarkte passierte, wird nur beiläufig erwähnt …
Kulinarisches
In dem Café La Belle Epoque vebrachten wir mehrere Nachmittage bei schöner Aussicht auf einer sonnengeschützten Terrasse. Die Cheesecakes, aber auch das Essen waren echt lecker.
Hier sahen wir mehrmals den Sonnenuntergang, aber auch den Mondaufgang:
Ebenso kann ich das Meeresfrüchterestaurant Mar de Amores empfehlen. Hier hatten wir einen Muschelteller mit Parmesan überbacken und einen echt günstigen Thunfisch mit Quinoa-Risotto … sehr lecker!
Abreise
Nach vier Nächten war auch dieser Aufenthalt zu Ende. Wir verbrachten am letzten Tag noch so lange, wie möglich den Tag in der Stadt bzw. in den Cafés. Für die Rückfahrt zum Flughafen gab es ab Valparaíso nur Vormittags und direkt nach dem Mittag eine direkte Fahrt zum Flughafen. Da aber das Bus-Terminal in Santiago so gut an den Airport angeschlossen ist (früh um 5 bis nachts 2 Uhr) entschieden wir uns für einen der letzten Busse zum Terminal in Santiago um 20:55 Uhr. Alle Versuche online ein Ticket bei turbus zu buchen schlugen fehl. Als Retter in der Not (sonst hätten wir noch einmal zum Terminal in Valparaíso gemusst) kam busbud.com. Dieser Vermittler zeigt die Tickets aller Busanbieter und bot uns Tickets mit Pullman, einer weiteren großen Busfirma, an. Für $6000 pro Ticket plus Vermittlungsgebühren konnten wir unser Ticket vorab buchen und per PayPal bezahlen. In der Summe US-$20. Pünktlichst fuhr der Bus ab und kam auch sehr pünktlich in Santiago an. An den Bussteigen 23 und 24 fährt alle 10 Minuten ein turbus zum Flughafen, für billige $1900 pro Person. Auch hier wird das Gepäck mit einem Nummer versehen, so dass sich niemand damit aus dem Staub machen kann. Dies ist wirklich eine günstige Alternative, also auch für die Reise vom Flughafen in die Stadt (wie eingangs erwähnt mit dem zusätzlichen Metro-Ticket).
Um 23:30 Uhr waren wir am Fughafen. Da unser Flug nach Patagonien um 06:05 Uhr geht, haben wir auf ein Hotel verzichtet. Allerdings ist der Flughafen von Santiago sehr ungeeignet für die Übernachtung. Es gibt kaum Bänke in der Abflughalle, von Steckdosen ganz zu schweigen.
Pünktlich vor Patagonien bin ich wieder mit dem Blog im Hier und Jetzt angekommen. In drei Stunden geht es los mit zwei Wochen Roadtrip durch Patagonien!