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Torres del Paine, Patagonien

7. Feb 2019
ca. 11 Minuten

Vier Tage in der rauen Natur von Patagonien, im bekannten Nationalpark Torres del Paine

Nach der sehr unbequemen Nacht am Flughafen von Santiago de Chile ging es erneut mit einem Flieger von Sky Airlines nach Punta Arenas in Patagonien. Diesmal war ich persönlich aber arg enttäuscht von Sky Airlines, denn im Vergleich zu unserem Flug aus dem Norden nach Santiago de Chile war dies eine neuere Maschine mit dem “trendy” Sitzabstand von Ryanair, wo meine Knie die Lehne vom Vordersitz berühren, obwohl ich den Hintern schon gegen meine Lehne drücke. Ebenso gibt es in dieser Konfiguration, wie bei Ryanair, keine Netze zur Ablage im Vordersitz. Low Budget lässt grüßen!

Mietwagen

Da wir von den Terminen ja sehr kurzfristig unterwegs sind, kann es hin und wieder mal knapp bei der Beschaffung von Dienstleistungen in unserem Zeitfenster werden. So geschehen beim Mietwagen, denn da wir zur Hauptsaison relativ spontan einen Mietwagen für zwei Wochen wollten, war dies kaum noch (billig) möglich. Die Vergleichsseite billiger-mietwagen.de bot nur noch Mietwagen an, wo eine Nutzung in Argentinien laut Kleingedrucktem ausgeschlossen war. Als wir die paar Tage in Santiago de Chile waren versuchten wir Alternativen zu finden. Katrin hatte dann den Rechercheerfolg auf ihrer Seite. Die lokale (deutschsprachige) Agentur Chile Inside konnte uns einen “letzten” Mietwagen beschaffen. Einen Pickup mit Versicherung für Chile und Argentinien für “nur” 1050€. Das war aber schon das Rundum-Sorglos-Paket inklusive Haftpflicht- und Selbstbehalt-Zusatzversicherung der HanseMerkur, die wir schon für den Roadtrip in Panama abgeschlossen hatten.

Schlussendlich konnten wir den Mietwagen direkt in Punta Arenas am Flughafen entgegennehmen. Ein dicker, großer Pickup, wie er in der Wildnis so üblich ist (allerdings ohne Allradantrieb).

Unser Mietwagen: ein großer Toyota Hilux Pickup

Puerto Natales

Für den Nationalpark ist fast immer die Stadt Puerto Natales südlich des Parks Ausgangspunkt. Von hier führt eine Straße entweder 80km oder 90 Minuten zum südwestlichen Eingang des Nationalparks oder ca. 110km oder 2 Stunden zum östlichen Eingang. Die Übernachtungen in Puerto Natales sind vergleichsweise günstig, dafür hat man jeden Tag den weiten Weg über die Straße.

Wir entschieden uns die vier zur Verfügung stehenden Nächte aufzuteilen. Die erste Nacht direkt nach der Ankunft am Flughafen in Punta Arenas sollte es ca. 220km nach Puerto Natales gehen. Hier hatten wir für knapp $60 ein Zimmer im Hostal Cordillera Azul.

Auf dem Weg dahin haben die Schilder immer wieder auf das “Ende der Welt” hingewiesen.

Die Straße hat den Codenamen "Ende der Welt"

Nach dem Einkaufen für Vorräte für die nächsten zwei Selbstversorgertage ging es noch in das Restaurant La Picada de Carlitos, wo wir das erste Mal die typischen Schweinegrillspieße (al asador) über offenem Feuer sehen konnten. Diese wurden in einem separaten Raum mit Lüftung zubereitet und zurschaugestellt.

Cerdo al asador - auf offener Flamme gegrilltes Schwein

Als Highlight gab es dann Schweinerippchen, die wirklich riesig und sehr zart-knusprig waren. Leider gab es keine (BBQ-)Sauce dazu.

zart-knusprige Schweinerippchen

Tag 1 - Lago Grey

Nach der ersten Nacht in Puerto Natales ging es vollgepackt in den Nationalpark. Auf dem Programm stand eigentlich eine Bootstour zum Grey-Gletscher auf dem gleichnamigen Lago Grey und eine anschließende Wanderung zu einem Aussichtspunkt. Allerdings waren unsere Pläne ein wenig zu optimistisch. Wir kamen nicht früh genug los und auch die Fahrt dauerte länger als erwartet. Schließlich mussten immer wieder kurze Fotostopps gemacht werden. Aber auch war die Straße zu zwei Dritteln nur eine Schotterpiste mit einigen Baustellen. Mit dem fremden Auto und dem doch fremden Straßenbelag ging es selten schneller als 50km/h voran.

Am Eingang des Nationalparks bezahlten wir pro Person erst einmal 21000 Pesos, umgerechnet weniger als 30€ für drei aufeinanderfolgende Tage Eintritt. Die Ranger wiesen uns noch auf den aktuell starken Wind mit bis zu Stärke 10 hin. Dann ist uns noch eine Information zu den hier lebenden Pumas aufgefallen, mit “lebenswichtigen” Infos zum Verhalten bei Kontakt:

Verhalten bei Pumakontakt (unten rechts)

Am Lago Grey angekommen begaben wir uns zum dortigen Premium-Hotel. Dieses bietet auch gleichzeitig die Gletschertouren mit einem großen Katamaran an. Die Tickets hatten wir am Tag zuvor online gebucht: 80000 Pesos pro Person, ca. 100€ pro Person … für eine zweieinhalbstündige Bootstour.

Es ging auch direkt los. Vom Hotelstrand wurden wir mit einem kleinen Boot zur Anlegestelle des Katamarans gebracht. Der starke, kalte Wind sorgte für gefühlte 0°C und auch der Katamaran hatte mit ein paar Wellen auf dem doch kleinen See zu kämpfen. Ab der Mitte des Sees kamen uns immer größere Eisschollen entgegen. Durchschnittlich nur 10% des gesamten Eisbergs sind über Wasser, da sind die restlichen 90% schwer vorstellbar.

Eine riesige Eisscholle als Vorbote des Gletschers

Am Ende des Sees fuhr das Boot alle drei Arme des Grey-Gletschers ab, so das man diese riesigen Eismassen aus der Nähe betrachten konnte. Dies war schon beeindruckend. Vor allem das satte Blau sieht man höchstens ansatzweise in einem Gletscherskigebiet. Die Blaufärbung entsteht durch den riesigen Druck und die Tatsache, dass dabei kein Sauerstoff im Eis eingeschlossen wird. Je mehr Sauerstoff, umso weißer ist das Eis.

Erste Eindrücke vom Gletscher
Eine riesige Wand aus Eis
Unfassbar blaues Eis
Blick auf zwei Gletscherarme

Trotz des starken Windes hatten wir das Glück, dass zu unserer Fahrzeit die Sonne immer wieder einmal rauskam. Trotzdem regnete es ab und an, was aber auf der Rückfahrt zu einem Regenbogen führte.

Regenbogen über dem Wasser

Zurück an Land konnten wir den Weg zurück zum Hotel und dem Auto per Fußmarsch am Strand entlang und durch den Wald machen. Unsere erste kleine Wanderung durch den Torres del Paine-Nationalpark führte uns auch über eine schaukelnde Hängebrücke.

Eine Hängebrücke am Ende kurz vor dem Zeltplatz

Auf dem Rückweg erwartete uns neben dem Regen noch ein weiterer Regenbogen:

Ein Regenbogen über dem Torres del Paine Nationalpark

Insgesamt war das als erster Tag im Nationalpark schon beeindruckend. Da wir aber zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Artikels schon andere Dinge gesehen haben, muss ich rückblickend festhalten, dass der Preis schon happig ist. Man könnte sich die 100€ sparen, wenn man mit dem Perito Moreno-Gletscher zufrieden ist. Mehr dazu in meinem Beitrag zu El Calafate.

Wie eingangs erwähnt wollten wir uns die langen Fahrten zwischen dem Nationalpark und Puerto Natales sparen. Somit fuhren wir nur wenige Kilometer bis zu dem kleinen Dorf Pueblo Serrano direkt vor den Toren des Nationalparks direkt am Ufer des Rio Serrano, was ein super Panorama bietet.

Panorama vom Pueblo Serrano

Hier hatten wir einen Bungalow mit Küche im Refugio Darwin. Zwei Abende mit Pasta, Wein und Amazon Prime Video/Netflix.

Pasta nach einem harten Tag gegen die Natur

Unser schneller Morgensnack bestand aus einem Thunfischsalat mit Kichererbsen, in meinem Fall mit Salzcrackern verfeinert.

Thunfischsalat als Frühstück

Die Übernachtung kostete übertriebene USD 200 pro Nacht! Aufgrund der Nähe zum Park gibt es aber kaum günstigere Alternativen und die Natur ist schon echt top! Der Bungalow könnte für diesen Preis aber ein wenig besser gepflegt sein.

Tag 2 - Aussichtspunkte und Wanderungen

Da wir zwei Nächte in unserer Unterkunft hatten, musste diesmal nicht gepackt werden. Nach dem stärkenden Frühstück ging es wieder in den Park, diesmal östlich entlang der Straße Y-150. Der erste Aussichtspunkt war der Mirador del Toro. Schon allein der Startpunkt bot uns einen Vorgeschmack, was uns oben erwarten würde: strahlend blaue Seen umgeben von Hügeln mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund.

Startpunkt zum Mirador del Toro

Auf dem Weg nach oben ging es erst leicht nach oben, mitten durch Wiesen, die im Starkwind schwankten.

unberührte Landschaft auf dem Weg zum Gipfel

Nachdem wir zu Beginn leicht in den Pfad einsteigen konnten wurde es zwischenzeitlich etwas anstrengender, vor allem mit einer Art feinem Kiesel als Untergrund. Den Gipfel erreichten wir nach knapp 75 Minuten und 2,6 km. Die Aussicht war es definitiv Wert!

Aussicht vom Mirador del Toro

Insgesamt kamen uns nur drei kleine Gruppen von Wanderern entgegen. Definitiv eine sehr sehenswerte und einsame Tour!

Weiter ging es mit dem Auto entlang der Y-150 und wir kamen den großen Bergen immer näher.

Wasser und Berge entlang der Ruta Y-150

Der nächste Stopp war der Salto Grande, ein Wasserfall (Salto). Hier musste man vom Parkplatz knapp einen Kilometer gehen. Schon zu Beginn war ein Hinweisschild für die heute starken Winde und das war nicht untertrieben. Durch die dahinterliegenden Berge nahm der Wind soviel Fahrt auf, dass man fast durchweg aufpassen musste, um nicht umgeblasen zu werden.

Der Wasserfall "Salto Grande"

Den weiteren Weg zum Mirador Cuernos verschoben wir aufgrund des Windes auf den nächsten Tag. Auf dem Rückweg zur Unterkunft machten wir uns noch an den Aufstieg auf den Mirador Condor, der auch immer wieder in Blogs empfohlen wurde. Die knapp 1,5 km waren eigentlich nicht dramatisch, der Wind machte das ganze aber sehr anstrengend. Wir gingen dabei zum Glück den kürzeren Weg von Norden (Einstieg siehe mein GPS-Track ). Man hätte auch vom Zeltplatz aus dem Süden starten können. Am Gipfel angekommen mussten wir auch hier aufpassen, nicht weggeweht zu werden. Aber die Aussicht auf die Berge war auch hier umwerfend!

Panorama vom Mirador Condor

Der Mirador Condor ist aus meiner Sicht eine optimale Einstiegswanderung. Von unserem Einstieg im Norden hatten wir auch den gesamten Weg für uns allein und konnten Natur abgeschieden genießen!

Tag 3 - Wanderungen und Laguna Azul

Am dritten Tag gab es nur noch kleinere Windböen. Optimal für Wanderungen im Park. Eigentlich wollten wir den über 9 km langen Trek (eine Richtung) zum Fuß der Las Torres machen, den namensgebenden Türmen im Nationalpark. Da die Wanderung aber mindestens zum Ende sehr anstrengend werden sollte, entschieden wir uns dagegen. Dafür nahmen wir die leichte Wanderung vom Salto Grande zum Mirador Cuernos in Angriff. Die knapp 2,4 km waren in entspannten 45 Minuten schaffbar und führten entlang von Guanaco-Herden.

Eins der vielen Guanacos im Park
Guanacos sehen drahtiger aus als Alpakas

Die Aussicht vom Mirador Cuernos ging über den Lago Nordenskjöld auf die Gipfel des Los Cuernos.

Aussicht vom Mirador Cuernos

Wir fuhren dann weiter in östlicher Richtung zur Laguna Azul, die auch ein paar Wanderwege bietet. Auf dem Weg dahin konnte man wieder Guanacos neben der Straße sehen, im Hintergrund mit den Torres-Gipfeln.

Blick auf die Las Torres

Ebenso lag entlang der Route der kleinere Wasserfall Cascada Rio Paine.

Wasserfall am Rio Paine

Die Laguna Azul bot uns dann einen nahezu wolkenlosen Blick auf die Las Torres-Gipfel.

Die Laguna Azul bietet eine Sicht auf die Las Torres-Gipfel

Windgeschützt war es hier sehr angenehm warm, was uns dann statt einer Wanderung zu Entspannungszeit am See brachte. Auch hier waren kaum Menschen unterwegs. Das sorgte auch dafür, dass die einheimischen Caranchos neugierig näher kamen. Als Assfresser dachten sie wohl, wir wären gut zu futtern.

Neugierige Caranchos

Da wir nun unsere Unterkunft außerhalb, südöstlich des Parks in Cerro Castillo hatten, ging es nun direkt aus dem Park heraus. Über die Ostseite ist die Straße durchweg geteert und geht über lange Strecken geradeaus.

Straßenpanorama

Das einzige Hotel in Cerro Castillo ist das Hotel Estancia El Ovejero Patagónico . Da wir uns auch wieder “nahe” am Park befinden sind die Preise entsprechend hoch. Hier bekamen wir aber für “nur” USD 160 ein sehr schickes und nahezu perfektes Hotelzimmer.

Ein schickes Hotelzimmer in Cerro Castillo

Tag 4 - Laguna Armaga

Am vierten Tag war unser Ticket für den Torres del Paine-Nationalpark abgelaufen. Da wir uns den erneuten Eintritt sparen wollten, fuhren wir zum Lago Armaga, welcher sich kurz vor dem Parkeingang befindet. Hier sollte es einen Wanderweg zu Laguna Azul geben, den wir nicht fanden. Es wurde uns aber auch gesagt, dass sich die meisten Grundstücke um den Park in Privatbesitz befinden, was dazu führt, dass so eine Wanderung eventuell zu Konflikten führen könnte. Wir wanderten daher ein wenig am See entlang und entschieden uns, früher den Rückweg nach Puerto Natales anzutreten. Dafür nahmen wir nicht die schnelle, direkte Route, sondern fuhren über die Y-200, eine Schotterpiste, entlang des Lago el Toro. Man sah nicht viel vom See, aber man konnte noch ein wenig die Landschaft genießen.

Fazit und Tipps

Kurz und knapp: der Torres del Paine-Nationalpark ist schon ein beeindruckender Einstieg in Patagonien. Wir denken beide, dass die leichten Wanderungen an Tag 2 und 3 genau das Richtige für Wandereinsteiger sind. Mit dem Wetter hatten wir, wie so oft, viel Glück. Nur einen Tag mussten wir das für Patagonien typische, windstarke Wetter ertragen. Überraschenderweise war trotz Hauptreisezeit nicht so viel los, wie ich erwartet hätte. Vielleicht zentrierten sich die Menschenmassen nur um die Las Torres und die bekannten W- und O-Treks.

Ebenso wichtig zu erwähnen ist, dass wir mit dem Mietwagen schon Glück hatten. Wir hätten uns bei Verfügbarkeit wohl für einen kleinen PKW entschieden. Nach dem Erlebnis der ungeteerten Straßen wäre mindestens ein kleiner SUV angebracht, wo ein wenig mehr Bodenfreiheit herrscht. Man kommt sicherlich auch ohne SUV oder Pickup aus, aber so ein Gefährt macht es einem schon leicht, über Unebenheiten drüberzurollen.

Ebenso ist noch bei der Planung für einen Torres del Paine-Aufenthalt zu berücksichtigen, wie weit man plant, mit dem Auto zu fahren. Es gibt keine Tankstelle nördlich von Puerto Natales. In den vier Tagen sind wir insgesamt 525km gefahren und hatten genügend Puffer. Spannend war es aber trotzdem, da unser Toyota Hilux keine Verbrauchsanzeige hatte und wir nur eine Tankfüllung ab Übernahme zur Verbrauchsmessung hatten.


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