Auch der 25. Tag der Weltreise war wieder durch frühes Aufstehen geprägt, denn gegen 6 Uhr sollte uns unser Bus abholen. Das bedeutete, dass gegen 04:30 Uhr der Wecker klingelte. Der morgendlichen Behäbigkeit war es dann wohl auch geschuldet, dass beim typischen Vieraugenprinzip beim Verlassen des Appartments es drei Personen nicht gelungen ist, festzustellen, dass in der Küche noch unsere zwei aufgefüllten Trinkflaschen standen, die wir dann auch dort stehen lassen haben … die anschließende Diskussion über Verantwortlichkeiten zwischen Akademikern wurde zum Glück und um des Reisefriedens willen durch Thomas entschärft, der diplomatisch die Verantwortung übernahm ;-)
Peruhop
Für die Reise mit dem Bus durch Peru stehen einige Möglichkeiten zur Verfügung. Zum einen die klassischen Busgesellschaften mit der besseren Cruz del Sur und zum anderen die touristische Variante mit Peruhop. Wir haben uns für Peruhop entschieden, da Peruhop unter Touristen einfach den besseren Ruf genießt. Cruz del Sur soll zwar die Sicherheit des Verkehrsmittels betreffend auch sehr gut sein, Peruhop bietet aber den Vorteil, dass es konkrete Routenvorschläge entlang der touristischen Route südlich von Lima gibt. Das angebotene Ticket ist ein Hop-On-Hop-Off-Ticket, welches ein Jahr gültig ist. Entlang der ausgewählten Route kann man an den begrenzten Zwischenstopps jederzeit aus- und zusteigen, je nachdem, wie lang man an den einzelnen Stationen verweilen will. Zusätzlich hält der Bus auch noch an Sehenswürdigkeiten entlang der Route, wo sich aber keine Übernachtung lohnt. Auch ist im Bus immer ein englischsprachiger Guide anwesend, der Fragen beantwortet und bei der kurzfristigen Buchung von Übernachtungen und Touren behilflich ist.
Wir entschieden uns für die Zeit mit Thomas für die Strecke Lima nach Cusco ohne den Titicacasee. Das Ticket wurde durch unsere Dreiergruppe noch einmal pro Person $10 günstiger und kostete uns so $169, was natürlich für peruanische Verhältnisse schon nicht günstig, dafür aber bequem ist.
Als wir dann für peruanische Verhältnisse fast pünktlich, kurz nach 6 Uhr, abgeholt wurden unsere Erwartungen schon einmal erfüllt. Der Bus war augenscheinlich in einem guten Zustand und im Bus waren noch wesentlich mehr als drei Plätze frei. Ich würde sagen er war zu 75% ausgelastet. Das war auch für das mitgebrachte Handgepäck praktisch, was auf einem separaten Sitz verstaut werden konnte.
Paracas
Von Lima aus ging es nun zum ersten Zwischenstopp nach Paracas. Entlang der Küste konnten wir aus dem Fenster die trockene Landschaft und das dahinterliegende Meer bewundern. Unser Guide erklärte uns auch, dass die vielen kleinen Hütten (teilweise winzige Blechhütten) dem peruanischen Gesetz zu verdanken sind, dass das Land dem peruanischen Volk gehört und jeder, der 20 Jahre auf dem Grundstück “gelebt” hat, dieses am Ende auch sein Eigentum nennen kann. (So habe ich es zumindest verstanden …)
Als wir wie geplant gegen 09:45 Uhr in Paracas ankamen, gab es für 50S, umgerechnet also ca. 12€ eine Tour mit dem Speedboat zu den Islas Ballestas, dem sogenannten Galapagos des armen Mannes. Ich finde allerdings, dass der Vergleich ein wenig an den Haaren herbeigezogen ist, denn der Schwerpunkt der Tour liegt meiner Meinung nach auf der Vogelbeobachtung und Galapagos hat über und unter Wasser viel mehr zu bieten. Die Islas Ballestas bieten dafür aus meiner Sicht eine riesige Menge mehr an Vögeln. Als wir die ca. 45 Minuten mit dem Boot in Richtung der Inseln fuhren zeichneteten kurz vor den Inseln am Horizont schon riesige schwarze Schleier am Horizont ab. Am Anfang hätte man Umrisse von weit entfernten Bergen vermuten können, aber je näher wir den Inseln kamen umso klarer wurde es: gewaltige Vogelschwärme zogen am Horizont vorbei und sammelten sich auf den Inseln. Die Oberfläche der Inseln war teilweise komplett schwarz bedeckt, d.h. ein Vogel direkt neben dem anderen.
Wir fuhren also mit dem Boot die Inseln ab, konnten aber im Gegensatz zu den Galapagosinseln keinen Fuß an Land setzen. Vom Boot aus konnte man daher auch die Menge der Vögel nur erahnen und musste sich mit den Vögeln direkt am Rand der felsigen Steilküste begnügen. Dafür sahen wir hier auch unsere ersten Pinguine, neben den obligatorischen Seelöwen, die wirklich an den unzugänglichsten Stellen im Trockenen lagen.
Nach der zweistündigen Tour hatten wir in Paracas noch ca. 45 Minuten Zeit. Allerdings bot Paracas auch nicht viel Sehenswertes. An der Promenade gab es die typischen Souvenirshops, die in der Glut der Mittagssonne versuchten, die Aufmerksamkeit der wenigen Touristen zu erhalten.
Laguna Huacachina
Ungefähr 90 Minuten dauerte nun die Fahrt nach Huacachina. Auf dem Weg dahin fuhren wir weiterhin durch recht trockene Landschaften, erst kurz vor Huacachina sah man in der Ferne vereinzelte Dünen. Als wir dann mit dem Bus von der Hauptstraße in Ica nach Huacachina abbogen waren wir plötzlich rechts und links von Sand umgeben,der sich in vereinzelten Hügeln auftürmte. Nach wenigen Kurven blickten wir dann auf eine grüne Oase, ringsum umgeben von hohen, nein sehr hohen Dünen! Dies war ein sehr überraschender und neuer Anblick.
In Huacachina liefen wir nun mit Gepäck in glühender Nachmittagssonne zu unserer Unterkunft. Auch hier hatten wir wieder eine gute Wahl getroffen. Das Desert Nights Hostel war in der ersten Reihe zur Lagune, bot uns für nicht einmal $50 ein Familienzimmer mit zwei großen Betten und zusätzlich einem Doppelstockbett. Weiterer Vorteil: ein direkt angeschlossenes, leckeres Restaurant, in dem wir mit unserem Peruhop-Armband Rabatt bekamen. Ebenso gab es eine große Dachterrasse mit Blick auf die Lagune!
Nach der Stärkung im Restaurant ging es am Nachmittag an die Besteigung der Düne hinter dem Hotel. Es ging echt weit und steil nach oben! Der beschwerliche Anstieg (gefühlt: ein Schritt vor, zwei zurück) dauerte keine 30 Minuten. Das GPS war der Meinung, dass die Düne “nur” 150m hoch war. Klingt für den Anblick eigentlich nicht viel, aber ist trotzdem eine Menge Sand!
Auf dem Gipfel angekommen zeigte sich die Dimension dieser Wüste: es ging mehrere Kilometer durch den Sand, eine Düne nach der anderen. In der direkten Umgebung der Lagune konnte man einen Fuhrpark an Wüstenbuggies sehen, die alle auf zahlende Kundschaft warteten, schließlich ist Huacachina für Sandboarding und Sandskiing bekannt. Darauf haben wir uns aber nicht eingelassen, ein komischer Gedanke, sich in der Wüste mit einem stinkenden Benziner dauernd auf einen Berg fahren zu lassen, nachdem man ihn heruntergefahren ist. Von den dicken Skistiefeln bei der Hitze ganz zu schweigen. So beließen wir es beim Fotoshooting in einer seltenen Kulisse bis uns der Sonnenuntergang beglückte!
Die Nacht im geräumigen Familienzimmer gestaltete sich nicht ganz so optimal, da das Zimmer von Mücken bevölkert war und ich keine Chance hatte, irgendwo unser Moskitonetz festzumachen. Das endete damit, dass ich in mückenfester Kleidung schlief und nur die Nasenspitze freigelegt war. Dass ich es ohne Stich überlebte lag wahrscheinlich aber auch mit daran, dass meine Zimmergenossen beide ohne Mückenschutz schliefen :-)
Der nächste Morgen bedeutete wieder aufstehen gegen 04:30 Uhr, denn wir “mussten” ja zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel sein! Oben angekommen mussten wir aber feststellen, dass es doch sehr wolkig war. Von einem Sonnenaufgang keine Spur … Dafür hatte ich mal die Gelegenheit, die Drohne einzusetzen und ein paar wunderbare Fotos über den morgendlichen Wolken zu machen.
Nach so einer Anstrengung mussten wir es uns im Hotelrestaurant wieder gut gehen lassen, schließlich hatten wir kein Frühstück. Wir hatten nun bis 13 Uhr Zeit, bis wir bei unserem Bus sein mussten, denn es sollte schon wieder weitergehen nach Arequipa.
Länger als eine Nacht muss man meiner Meinung nach auch nicht in Huacachina bleiben. Man kann sicher noch eine Wüstenwanderung machen oder Sandboarden mitmachen, dann lohnen sich vielleicht zwei oder drei Nächte.